Germany

Ostermärsche in Deutschland: „Nein zum Krieg“

Stand: 16.04.2022 15:10

Gegen den russischen Angriff – aber auch gegen Waffen für die Ukraine. Heute ist die Friedensbewegung auf den Straßen von Dutzenden von Städten. Sie hält ihre Forderungen für äußerst relevant – doch die Kritik an ihr ist deutlich.

In fast 80 Städten versammelten sich Menschen zu den Osterfriedensprozessionen. Hauptthemen der Ostermärsche sind die Verurteilung des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und die Kritik an der geplanten Massenaufmarsch der Bundeswehr.

Am Ostermarsch in Bremen nahmen nach Angaben der Veranstalter etwa 1.100 Menschen teil. Nach Angaben der Polizei versammelten sich am Mittag etwa 400 Teilnehmer in Berlin. In Hannover versammelten sich laut Polizei mehr als 500 Demonstranten. „Ende des Krieges in der Ukraine“ oder „Nein zum Krieg“ stand auf den Transparenten, aber auch „Wer Waffen liefert, wird Krieg ernten“.

„Unsere Forderungen sind aktueller denn je“

„Unsere Forderungen nach Frieden und Abrüstung sind dringlicher denn je, auch angesichts der Gefahr einer möglichen atomaren Eskalation“, sagte Christian Gola vom Bonner Friedenskooperationsnetzwerk, das regional verantwortliches nationales Handeln koordiniert.

Mit Blick auf die Ukraine sagte Eberhard Przyrembel vom Rhein-Ruhr-Ostermarsch, Russlands „skandalöser und einzigartig brutaler Krieg“ zeige auch ein politisches Versagen in Deutschland, „denn seit 18 Jahren betreiben alle Bundesregierungen die gleiche „defensive“ Friedenspolitik Rüstungsindustrie: „Die nun angekündigte massive Erhöhung der Rüstungsausgaben ist „kein Wendepunkt, sondern eine hoffnungslose Fortsetzung des immer und immer Gleichen.“

Habek: Pazifismus ist ein “ferner Traum”

Vizekanzler Robert Habek warnte hingegen davor, die Demonstrationen zu missbrauchen. „Frieden kann und wird nur kommen, wenn Putin seinen Angriffskrieg beendet“, sagte der grüne Politiker der Funke-Zeitung. So sollen die Ostermärsche deutlich machen, dass sie auf den Krieg des russischen Präsidenten abzielen: „Es ist klar, wer der Angreifer in diesem Krieg ist und wer sich in höchster Not verteidigt und wen wir unterstützen müssen – auch mit Waffen.“

Pazifismus sei derzeit ein “ferner Traum”, sagte Habek. Putin bedroht Europas Freiheit. “Kriegsverbrechen sind offensichtlich Teil seines Krieges. Wehrlose Zivilisten wurden vorsätzlich getötet, Kriegsgefangene hingerichtet, Familien getötet, Krankenhäuser mit Raketen beschossen.” Für ihn gilt: „Zuschauen ist die größte Schuld“.

Habeks Aussage zu den Ostermärschen

Tagesschau 4:40 Uhr, 16. April 2022

Das Recht, Waffen zur Selbstverteidigung zu tragen

FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorf nannte die Teilnehmer gar “Fünfte Kolonne Wladimir Putins”.

Auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse betonte das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine. Das Motto „Frieden ohne Waffen schaffen“ sei derzeit anmaßend gegenüber den Menschen in der Ukraine, sagte Thiers dem Bayerischen Rundfunk. Pazifismus auf Kosten anderer ist zynisch.

Käßmann verteidigt die Ostermärsche

Die frühere EKD-Vorsitzende Margot Kessman verteidigte dagegen bei NDR Info die Kritik der Friedensbewegung an Rüstungslieferungen. Ihrer Meinung nach werden mehr Waffen den Krieg nicht beenden.

Im Gegenteil: „Die größte Gefahr besteht derzeit darin, dass dieser Konflikt so eskaliert, dass Nato-Staaten tatsächlich zu Kriegsparteien werden, und dann muss ich sagen, dass die Angst wirklich berechtigt ist. Denn ein solcher Krieg wird wahrscheinlich dazu führen. der Einsatz von Atomwaffen wäre.“ Es ist nicht fair, Menschen, die sich jahrzehntelang für den Frieden eingesetzt haben, vorzuwerfen, sie würden sich auf die Seite Russlands stellen.

Jahrzehntelange Tradition

Osterfriedensmärsche haben eine lange Tradition. Am Karfreitag 1960 beginnen Atomkriegsgegner den ersten Ostermarsch in Deutschland. Hunderttausende Teilnehmer nahmen dann an den Demonstrationen teil.

Kritik an den Ostermärschen: Pazifismus ist mittlerweile ein ferner Traum

Angela Tesch, ARD Berlin, 16.04.2022 · 12:37 Uhr.