Stand: 16.04.2022 15:09 Uhr
In Niedersachsen haben die Menschen am Samstag bei zahlreichen Osterprozessionen und Kundgebungen zum Frieden aufgerufen. Sie richteten sich hauptsächlich gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
In Hannover forderten die Teilnehmer beispielsweise Plakate „Gasboykott: Ja! Waffenexporte: Nein, Putin stoppen!“ Und auch „Frieden für die Ukraine“. Der Marsch endete gegen Mittag vor dem Hauptbahnhof, an dem laut Polizei mehr als 500 Menschen teilnahmen. Der Protest richtete sich auch gegen die oft gesuchten Waffenexporte in die Ukraine. Eine Frau schrieb auf das Plakat: „Stoppt die Eskalation! Mehr Waffen = mehr Tote! Verhandelt! Statt den Dritten Weltkrieg zu riskieren.“
Friedensinitiativen fordern Abrüstung in Unterlus
Das Motto des Marsches in Wolfsburg lautete „Stoppt den Krieg in der Ukraine sofort! Jetzt Waffenstillstand!“. Einer der Redner vor Ort war der evangelische Aufseher Christian Bernd. In Braunschweig hieß es „Waffen niederlegen!“ Auch der Krieg in Osteuropa wurde auf dem Oldenburger Bahnhofsplatz diskutiert, hier unter dem Motto: „Kein Wahnsinn mehr – eine weitere Eskalation kann jederzeit zu einem nuklearen Unfall führen.“ In Unterlus marschierten Demonstranten nach einem friedlichen Gottesdienst im Bürgerpark auf die Rüstungsfabrik Rheinmetall. Dort hatte unter anderem das Evangelisch-Lutherische Missionswerk Niedersachsen (ELM) zu der Demonstration aufgerufen. ELM in Hermansburg verurteilt die russische Invasion in der Ukraine, sagte Hanna Rose von ELM. Die Friedenskampagne Lüneburger Heide kritisierte jedoch die “riesigen” 100 Milliarden Waffen. Mehr Waffen bedeute nicht mehr Sicherheit, sondern mehr Auslands- und Militäreinsätze der Bundeswehr.
AUDIO: Kesman: Der Krieg in der Ukraine muss durch Verhandlungen beendet werden (16. April 2022) (6 Minuten)
Auch Proteste gegen deutsche Waffenlieferungen
Auch in Lüneburg, Hameln, Goslar und vielen anderen Kommunen gab es Osterprozessionen und friedliche Kundgebungen. Zum Ostermarsch auf dem Bremer Marktplatz kamen nach Schätzungen der Polizei etwa 1200 Menschen. Hier lautete die Devise „Gegen deutsche Rüstungslieferungen. Nicht zum Krieg – raus aus der Nato. Völkerrecht gilt für alle! Nicht zu Heuchelei und Doppelmoral.“ Laut Polizei verlief die Kundgebung friedlich.
Videoclips
15 Minuten
Eine Geschichte aus dem Jahr 1982 über die Ostermarschbewegung, die sich von den Vereinigten Staaten bis nach Ostdeutschland widerspiegelt. 15 Minuten
Mehr als ein Dutzend Veranstaltungen in Niedersachsen
Wegen der Pandemie mussten in den vergangenen zwei Jahren vielerorts Osterprozessionen als virtuelle und digitale Kundgebungen abgehalten werden. In diesem Jahr haben verschiedene Initiativen, Parteien, Gewerkschaften und Kirchenvertreter in mehreren niedersächsischen Städten zu Demonstrationen aufgerufen. An rund 100 Orten soll es nach Angaben des Bonner Genossenschafts-Friedensnetzwerks bundesweit Aktionen geben, in Niedersachsen sind mehr als ein Dutzend Veranstaltungen registriert. Die meisten Kundgebungen und Märsche begannen am Morgen.
Zu den Osteraktionen kamen in früheren Zeiten Hunderttausende
1960 führte der erste Ostermarsch in der Geschichte der Bundesrepublik von den norddeutschen Städten in die Lüneburger Heide. Die Idee stammt aus Großbritannien. Zwei Jahre zuvor hatten Friedensaktivisten dort einen dreitägigen Ostermarsch veranstaltet. In den 1960er Jahren schürten die Kubakrise und der Ost-West-Konflikt die Angst vor einem atomaren Weltkrieg und ließen die Ostermärsche zu einer Massenbewegung heranwachsen. Mitten in der Bewegung Ende der 1960er und während der Aufrüstungsdebatte Anfang der 1980er Jahre nahmen Hunderttausende an Kundgebungen teil.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen Aktuell | 17. April 2021 | 12:00
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