Stand: 20.04.2022 16:33 Uhr
Ab heute gab es wieder staatliche Zuschüsse der KfW für energieeffiziente Neubauten – die waren aber bis Mittag bereits restlos ausgeschöpft. Die Wohnungswirtschaft spricht von einem Fiasko.
Die Neuauflage der KfW-Förderung für energieeffiziente Neubauten ist heute gestartet – und wurde gleich wieder gestoppt. Laut KfW ist die Förderung bereits ausgeschöpft und Neuanträge werden nicht mehr berücksichtigt. Damit ist eine Beantragung der staatlichen Förderung in der Effizienzstufe 40 (EH 40) und EH40 Plus nicht mehr möglich.
Wie die KfW mitteilte, sind bereits bewilligte Kredite von der Aussetzung nicht betroffen: „Wir zahlen Ihren Kredit zurück, sobald Ihr Finanzpartner den Kredit bei uns anfordert“, teilte die landeseigene Förderbank auf ihrer Internetseite mit. Die Gelder werden wie versprochen gehalten.
Nur Standard EH-40 mit Gütezeichen für nachhaltiges Bauen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass das 1-Milliarden-Euro-Budget sehr schnell aufgebraucht sein könnte. Eine Sprecherin der Grünen-Politikerin sprach heute von einer großen Auflage. Denn das Bundeswirtschaftsministerium hat im Januar überraschend die Neubauförderung nach dem Effizienzstandard EH55, die Neubauförderung nach dem EH40-Standard und energetische Gebäudesanierungen gestoppt. Eine Milliarde Euro werde nicht aufgestockt, teilte das Ministerium mit.
Morgen startet das Programm zur Finanzierung eines Effizienzhauses 40 mit Nachhaltigkeitsklasse, das noch bis Ende des Jahres läuft: Das Programm soll die Finanzierung von Neubauten nur in Kombination mit dem Gütezeichen für nachhaltiges Bauen (QNG) ermöglichen. Der Bund hat noch keine allgemeine Finanzierung bereitgestellt.
Neukonfiguration für nachhaltiges Bauen
Das Gütesiegel für nachhaltige Gebäude ist seit Mitte 2021 optionaler Bestandteil der Bundesförderung für effiziente Gebäude, die Kriterien werden vom Bund festgelegt und von unabhängigen Prüfern beauftragt.
Die Beantragung von Neubau-Fördermitteln bei der KfW ist nun verpflichtend. Damit will die Bundesregierung ein Zeichen für eine Neuorientierung hin zum nachhaltigen Bauen setzen. Wenn Sie eine Förderung beantragen möchten, benötigen Sie den Nachweis eines Energieeffizienz-Experten, dass das geplante Gebäude alle Voraussetzungen für die Förderung erfüllt.
Kritik vom hohen Verband
Die Wohnungswirtschaft hat mit deutlicher Kritik an der erneuten Fördersperre der KfW reagiert. Axel Gedashko, Präsident der Zentralen Wohnungsbaugesellschaft GdW, sprach von einem „zweiten Ankündigungsfiasko“. Dass die geplante eine Milliarde Euro angesichts des enormen Bedarfs niemals ausreichen würden, war klar.
„Jetzt ist die grundsätzlich notwendige Unterstützung für klimafreundliches und bezahlbares Bauen binnen Stunden wieder ausgeblieben“, sagte Gedashko. „Planungssicherheit ist in Zeiten der Unsicherheit wichtiger denn je. Leider ist das Gegenteil der Fall.“
Die Regierung muss dringend und schnellstmöglich dauerhafte und verlässliche Fördermittel für klimafreundlichen und bezahlbaren Wohnraum nutzen. „Die Baukosten steigen weiter in schwindelerregende Höhen, Materialien werden immer knapper und die Zinsen steigen.“ Bezahlbares und klimafreundliches Bauen ist unter den derzeitigen Bedingungen schlichtweg unmöglich.
“Ausfall mit Ansage”
Der Bundesverband Freie Grundstücks- und Wohnungsunternehmen (BFW) spricht von „Werbeversagen“. „Wer effizient bauen will, wird abgestoßen und die Branche wieder im Dunkeln gelassen. Und das in einer Zeit, in der der Wohnungsbedarf größer denn je ist“, kritisierte BFW-Präsident Andreas Ebel.
NRW-Bauministerin Ina Scharenbach (CDU) sagte: „Man kann sich leicht verirren. In nur wenigen Stunden wurde die Neubauförderung wieder gestoppt. Ein weiterer Schlag ins Gesicht für alle Häuslebauer.“ Dieses „Förderchaos“ schadet dem Wohnungsbau und der Energieeffizienz enorm.
Die neuen Fördermittel für Energiesparhäuser sind in wenigen Stunden ausgegeben
Mirjam Benecke, ARD Berlin, 20.04.2022, 16:33 Uhr
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