Macron warf Le Pen vor, sich von Russland abhängig zu machen. „Sie hängen von der russischen Macht und Herrn Putin ab“, sagte Macron. „Sie sprechen nicht mit anderen Führern, sie sprechen mit ihrem Bankier, wenn sie über Russland sprechen“, fuhr der liberale Präsident fort. Macron bezog sich auf einen Kredit, den Le Pen 2014 von einer tschechisch-russischen Bank aufgenommen hatte.
Der Politiker verteidigte sich damit, dass französische Banken solche Finanzhilfen nicht genehmigen würden. “Finden Sie das nicht skandalös?”, sagte Le Pen mit Blick auf das demokratische Defizit der Banken. Sie warf Macron auch vor, ihre Partei daran gehindert zu haben, 2015 in Frankreich einen Kredit zu bekommen, als er Minister war. Der Präsident antwortete, dass damals niemand eingegriffen habe. Er war auch Wirtschaftsminister, Banken gehörten nicht zu seinem Zuständigkeitsbereich.
Le Pen will die Rüstungskooperation mit Berlin beenden
Der 53-Jährige verurteilte den Einmarsch Russlands in die Ukraine als klaren Verstoß gegen das Völkerrecht. Gleichzeitig will sie sich für eine Nato-Russland-Annäherung einsetzen, wenn der Krieg in der Ukraine endet und ein Friedensvertrag unterzeichnet wird. Der rechte Kandidat, der Macron „Blindheit gegenüber Berlin“ vorwirft, will die Rüstungskooperation mit Deutschland beenden.
APA/AFP/Ludovic Marin TV-Duell am Mittwoch, Wahl am Sonntag: Macron vs. Le Pen
Macron betonte die Konsolidierung Frankreichs in der Europäischen Union und sagte eine deutsch-französische Zusammenarbeit zu. „Ich glaube an Europa und ich glaube an das deutsch-französische Paar. Ich denke, das deutsch-französische Paar hat es uns ermöglicht, Vereinbarungen zu treffen.
Debatte
Wohin geht Frankreich?
Le Pen sagte, er habe keine europäische Souveränität, weil es kein europäisches Volk gebe. „Ich verteidige ein Europa der Nationen.“ Sie wolle die EU nicht verlassen, wenn sie es täte, würde sie es sagen. Ihre ist für den Wandel in der Union.
Streit um das Rentenalter
Zuvor hatten Macron und Le Pen gegensätzliche Vorschläge zur Steigerung der Kaufkraft vorgelegt. Zu Beginn einer mit Spannung erwarteten Fernsehdebatte vor der Stichwahl am Sonntag kündigte Macron eine Erhöhung der Renten und des Mindestlohns sowie eine Obergrenze für Gas- und Strompreise an. Wichtig ist auch, die Arbeitslosigkeit weiter zu senken. Le Pen schlug vor, die Mehrwertsteuer auf Energie zu senken und die Steuern auf hundert Grundprodukte des täglichen Bedarfs abzuschaffen.
In Bezug auf die Renten, ein Thema, das in Frankreich wiederholt diskutiert wurde, bestand Le Pen darauf, im Alter zwischen 60 und 62 Jahren in Rente zu gehen. Wer zwischen 16 und 20 Jahren zu arbeiten beginnt, soll mit 60 Jahren in Rente gehen können, andere Beschäftigte wie bisher mit 62 Jahren. „Mit 65 in Rente zu gehen, ist eine absolute Ungerechtigkeit“, sagte Le Pen über Macrons Plan für ein höheres Rentenalter.
Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2022. Die stärksten Kandidaten für das Departement im ersten Durchgang.
Macron betonte, dass eine Rente von 65 nicht für alle Arbeitnehmer gelten solle, außer für Menschen mit besonders schwerer Arbeit. Angesichts der gestiegenen Lebenserwartung muss das Rentensystem gegenfinanziert werden.
Ich habe versucht, objektiv zu sein
Zu Beginn der TV-Debatte bemühten sich Macron und Le Pen um einen sachlichen, wenn auch kritischen Austausch. Als sich die beiden vor der Wahl 2017 im Fernsehduell gegenübersaßen, war die Diskussion von Beleidigungen und persönlichen Angriffen geprägt.
Nun hat sich Macron als Zuhörer gezeigt, der seinem Gegner bei einigen Vorwürfen zugestimmt hat, dann aber versucht hat, deren Schlussfolgerungen oder Forderungen zu widerlegen. Auch Le Pen konzentrierte sich auf die Äußerungen seines Gegners und stellte sich als Verteidiger der Bevölkerung vor.
Werbung zugunsten der Melenchon-Wähler
Beide Kandidaten buhlen um den Linkspopulisten Jean-Luc Melanchon, der im ersten Durchgang mit knapp 22 Prozent Dritter wurde. Er forderte „keine Stimme für Le Pen“, verzichtete aber darauf, Macron zu unterstützen. Melenchon hofft auf ein gutes Ergebnis seiner Bewegung La France Insoumise (Unbezähmbares Frankreich) bei den Parlamentswahlen im Juni und hat sich bereits als Premierminister entlarvt.
Frankreich: Das Fernsehduell um die Präsidentschaft
Der Wahlkampf um das Präsidentenamt in Frankreich endet mit einem im Fernsehen übertragenen Duell zwischen Amtsinhaber Macron und Anwärter Le Pen. Umfragen vor der Diskussion fielen diesmal strenger aus als vor fünf Jahren.
Für die letzten beiden Wahlkampftage plant Le Pen noch mehrere Besuche im Norden des Landes, wo er im ersten Wahlgang gut abgeschnitten hat. Macron wird seinen Wahlkampf im südfranzösischen Nizza beenden. In den Umfragen vor dem zweiten Wahlgang lag der amtierende Präsident deutlich vor den Wählern. Im Schnitt kam er auf 55,83 Prozent. Damit ist das Rennen nicht so eng wie laut Meinungsumfragen vor dem ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl erwartet.
Am Freitag um Mitternacht beginnt die politische Funkstille, in der weder Umfragen noch Interviews veröffentlicht werden dürfen. Die Wahllokale sind sonntags von 8 bis 19 Uhr geöffnet, in Großstädten auch bis 20 Uhr. Die ersten Prognosen werden um 20 Uhr veröffentlicht.
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