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Corona-Virus im Sommer: „Pandemie wird saisonal abnehmen“

Bis: 21.04.2022 20:59 Uhr

Auch wenn die Omicron-Variante hoch ansteckend ist, hat Gesundheitsminister Lauterbach eine Beruhigung der Pandemie-Lage im Sommer angedeutet. Vor dem Sturz warnte er jedoch vor möglichen neuen Infektionswellen und gefährlicheren Varianten des Virus.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet im Sommer mit einer Entspannung der Corona-Lage, sieht aber keinen Anlass, dies deutlich zu machen. „Die Pandemie wird saisonal abnehmen“, sagte er als zugeschalteter Redner vor Teilnehmern des Ludwig-Erhard-Gipfels in Gmund am Tegernsee.

Es wird eine kleine Zahl von Fällen geben, aber keine Situation wie im letzten Jahr, dass der Sommer “fast ohne Krone” war. Dafür ist die aktuelle Version des Omicron-Virus selbst bei gutem Wetter zu ansteckend.

„Ich weiß, dass sich das niemand gerne anhört.“

Lauterbach begründete seine jüngste, vielfach kritisierte Warnung vor gefährlicheren Optionen im Herbst. „Ich weiß, dass sich das niemand gerne anhört. Einige Leute wurden dafür kritisiert, dass sie solch peinliche Wahrheiten sagen“, sagte der PSD-Politiker. “Aber sie bezahlen mich dafür.”

Lauterbach stieß bei Politikern und einigen Forschern auf Kritik in Äußerungen, in denen er auch die Formulierung einer möglichen „Killer-Option“ verwendete.

“Ich hoffe, das passiert nicht”

Lauterbach bestätigte, dass es derzeit etwa doppelt so viele Infektionsfälle gebe wie offiziell gemeldet. Er bekräftigte die Erwartung, dass im Herbst mit neuen Infektionswellen zu rechnen sei. Auch neue Varianten des Virus kommen in kürzeren Abständen. Er verwies auf eine in den USA kursierende Untervariante, die sich deutlich schneller ausbreite als die dort dominierende BA2-Variante.

Sie sollten auch Varianten in Betracht ziehen, die ähnlich impfresistent sind wie Omicron, aber so tief in das Lungengewebe eindringen wie die Delta-Variante. „Ich hoffe, dass das nicht passiert“, sagte Lauterbach in einer Rede. „Sie bezahlen mich dafür, die Wahrheit auf eine Weise darzustellen, die weder übertrieben noch unrealistisch optimistisch ist.“ Wenn er so etwas beschreibt, tut er das, „um sich gut vorzubereiten“.

Lauterbach: Die Zahl der Todesfälle dürfte höher sein

Nun erklärte Lauterbach, dass neue Studien eine Unterschätzung der Zahl der Todesfälle in den Industrieländern zeigen. Sie können jeweils um den Faktor 1,8 oder 1,9 höher sein. Wenn dies tatsächlich in dieser Größenordnung wäre, müsste davon ausgegangen werden, dass in Deutschland in den letzten zwei Jahren mehr als 200.000 Menschen an Covid-19 gestorben sein könnten.

Die Zahl der an einer Coronavirus-Infektion Verstorbenen oder Beteiligten ist nach offiziellen RKI-Angaben bereits auf 133 632 gestiegen, sagte Lauterbach, Krankenhauspatienten mit anderen Erkrankungen wie einem Herzinfarkt würden normalerweise nicht ohne eine Coronavirus-Infektion sterben.

RKI meldet weiterhin hohen Infektionsdruck

Die Sieben-Tages-Frequenz ist laut RKI zuletzt leicht auf 720,6 gestiegen. Am Vortag lag die Zahl der registrierten Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen bei 688,3. Vor einer Woche am 1015.7. Laut RKI wurden am Donnerstagmorgen 324 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus innerhalb von 24 Stunden registriert.

Das RKI sieht weiterhin einen hohen Infektionsdruck in der Bevölkerung – trotz rückläufiger Tendenzen bei mehreren Kronenindikatoren. Laut RKI-Wochenbericht wurden in der vergangenen Woche mehr als 750.000 Covid-19-Fälle gemeldet. Auch die Kennzahlen für Krankenhauseinweisungen und Ausbrüche seien rückläufig, hieß es.

Der Bericht zeigt auch, dass in den mehr als 200 Laboren bundesweit zuletzt immer weniger PCR-Tests durchgeführt wurden, worauf sich die offizielle Statistik stützt: Mit deutlich mehr als zwei Millionen pro Woche im März sind es eine Woche vor Ostern nur etwa 1,1 Million. Der deutliche Rückgang sei auf den Feiertag Karfreitag zurückzuführen, schreibt RKI. Dem Bericht zufolge war mehr als jeder zweite Test (rund 55 Prozent) positiv, etwa gleich viel wie im März. Personen mit Symptomen werden vorrangig getestet.