Es gibt nur neun deutsche Fahrer im Feld der Tour de France 2022, aber sie werden in fast allen Abschnitten als Anwärter auf Etappensiege hoch bewertet.
Jens Voigt, der selbst zwei Etappen der Tour absolviert hat, blickt im Interview auf die Aussichten seiner Landsleute.
Kurz vor Beginn der Rundfahrt stiegen die Quoten noch weiter an: Als Max Walscheid für das Team Cofidis in die Rolle des Sprinters Nummer eins rückte, fiel sein französischer Teamkollege Bryan Coquard wegen Corona aus. Damit darf der Sieger des GP Denain 2022 nun öfter auf eigene Kosten fahren.
Tour de France
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Die größten Chancen für die Deutschen liegen jedoch in den schwierigen und bergigen Etappen, da Voigt c Interview mit eurosport.de erklären.
Lennard Kämna greift nach seinem Ätna-Coup beim Giro d’Italia nach einem weiteren Erfolg bereits auf der Tour – was kann er uns in Frankreich zeigen?
Jens Voigt: Ich denke, er kann die Tour so rocken wie den Giro. In Italien hat Bora die Gesamtwertung gewonnen, bei der Tour ging es eher ums Podium – das ist ein riesiger Unterschied, weil sie im Rennen keine direkte Verantwortung übernehmen müssen. Das bedeutet mehr Freiheit und weniger enges taktisches Korsett. So könnte er, wie schon beim Giro, definitiv wieder die erste große Bergetappe gewinnen, diesmal auf der Planche des Belles Filles. Aber wir sollten den Jungen mit der Gesamtwertung allein lassen und ihn nicht zu sehr unter Druck setzen. Diese Rolle übernimmt Bora Alexander Wlassow. Kämna wird sein Leutnant sein und dabei hoffentlich etwas Freiheit haben.
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Stichwort Freiheit und Pflicht als edler Helfer: Simon Geschke hat das schon gewann eine Etappe der Tour und zeigte bei der Tour de Romandie im Mai eine sehr starke Form…
Voigt: Für ihn geht es wirklich darum, ob er Freiheit bekommt oder immer zu seinem Kapitän Guillaume Martin stehen muss. Der Franzose ist ein guter Fahrer, aber unter die Top 5 wird er trotz aller Sympathie nicht kommen. Ich hoffe, Geschke sucht auch seine Chance. Anders sieht es wohl bei Alexander Krieger aus, der im Alpecin-Sprintzug seine festen Aufgaben hat.
Jonas hat einen Motor wie zwei Renner, einen Hubraum ähnlich dem eines jungen Tony Martin. Wenn sie ihn von der Leine lassen, wird ihn niemand fangen!Die Erinnerungen an Triumph von Nils Pollitt letztes Jahr sind noch frisch, kann er 2022 direkt weitermachen?Voigt: Er wird nach seinem Sieg im Titelkampf am vergangenen Sonntag mit großer Motivation und Zuversicht im Meistertrikot an den Start gehen. Bora hat fast den Luxus, viele sehr starke Leute zu haben, die erfolgreich nach Szenen jagen können. Fast täglich muss ausgelost werden, wer in der Ausreißergruppe seine Chance sucht!
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Was können wir von Jonasrutsch und Georg Zimmermann erwarten?
Voigt: Das sind zwei Fahrer, die ich für sehr stark halte, stärker als sie sich selbst sehen! Dies sind großartige Rennfahrer mit echten Motoren. Wenn sie eine Anleitung bekommen und die Situation stimmt, können sie ihre Gegner aus einer führenden Gruppe komplett vernichten. Sie müssen noch ihr volles Potenzial zeigen und diese Tour könnte ihr Durchbruch sein. Weil ich ein ziemlich chaotisches, unorganisiertes Rennen erwarte und ihre Teams keine wirklichen Ziele haben, außer Etappensiege zu jagen. Georg zum Beispiel wird sicherlich in ein paar Tagen seine Chance bekommen und ich drücke ihm ganz fest die Daumen. Jonas hat einen Motor wie zwei Renner, einen Hubraum ähnlich dem eines jungen Tony Martin. Wenn sie ihn von der Leine lassen, wird ihn niemand fangen!
Maximilian Schachmann hat seine Corona-Erkrankung überwunden und war 2020 mehrfach dem Tagessieg nahe – wird ihm das diesmal helfen?
Voigt: Er hat bereits große Erfolge vorzuweisen, war zweimal Gesamtsieger in Paris-Nizza und ist im besten Rennsportalter: Er will bei der Tour unbedingt seine Klasse zeigen und macht sich wahrscheinlich mehr Druck als das Publikum. Er hat definitiv eine Chance – auf fast jedem Terrain.
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Nicht zuletzt ist John Degenkolb dafür wieder da 2020 verließ das Rennen so bitter am Start musste. Diesmal geht es wieder über das Kopfsteinpflaster, wo er Ein großer Triumph im Jahr 2018 konnte feiern…
Voigt: Für ihn gilt das alte Sprichwort: Form kommt und geht, Klasse bleibt! Seine Erfolge in Paris-Roubaix, Mailand-Sanremo oder auch bei der Tour sprechen für sich. Er ist körperlich nicht mehr so stark wie früher, aber wenn die Konkurrenz seinen Weg geht, wird er auf keinen Fall entlassen oder unterschätzt. Mein Fazit: Wir können uns darauf freuen, dass in jeder Etappe außer den Zeitfahren ein deutscher Fahrer oder ein Fahrer des deutschen Bora-Teams um einen Etappensieg kämpft.
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28.06.2022 12:41 Uhr
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