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Energiekrise: „Einige Bäder müssen möglicherweise schließen“

Veröffentlicht3. Juli 2022, 21:26 Uhr

Sonne, Wasser, Spass: Tausende Schweizerinnen und Schweizer geniessen ihre Freizeit in Badi. Aber einige Bösewichte stehen gerade unter großem Druck. Der Grund dafür ist der Gasmangel.

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Im Sommer sind die Schwimmbäder ein beliebter Treffpunkt. Allerdings befürchten Schwimmbadbetreiber hohe Energiepreise.

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Denn manche Bäder nutzen noch Gas, zum Beispiel zum Heizen.

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Als Folge des Krieges in der Ukraine nehmen die Spekulationen auf dem Gasmarkt zu und die Preise schießen in die Höhe.

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Es ist heiß, die Becken sind voll. Doch der Betrieb von Heizung, Badewasser und Saunamanagement wird für Bäder aufgrund hoher Energiepreise – insbesondere Gas – immer teurer.

Deshalb hat der Deutsche Badeverein einen Ratgeber für Schwimmbäder veröffentlicht, wie die „Frankfurter Allgemeine“ schreibt: Senkt ein Hallenbad seine Wassertemperatur um zwei Grad, spart es bis zu 25 Prozent Energie ein. Wird das auch in der Schweiz passieren? 20 Minuten beantragt.

„Wir sind süchtig nach Gas“

Das Beispiel Säntispark zeigt, dass viele Schwimmbäder auf Gas angewiesen sind. Das Freizeitbad nutzt verschiedene Energie- und Heizsysteme, darunter auch Wärmepumpen, sagte ein Sprecher des Mutterkonzerns Migros. „Aufgrund des hohen Energiebedarfs sind wir nach wie vor auf Gas angewiesen.

Da das Gas nicht vor Ort gelagert werden kann, kommen sogenannte Zweistoffbrenner zum Einsatz, die im Notfall auch die Ölversorgung nutzen können. Preiserhöhungen seien derzeit nicht geplant, sagte die Sprecherin.

2023 wird Baden teurer

Das Freibad Hörnli am Bodensee in Kreuzlingen nutzt eine Gasheizung und ein Solardach zum Heizen. «Bei schlechtem Wetter haben wir ein Energieproblem», sagt Ruedi Wolfender, Leiter der Kreuzlinger Gesellschaftsabteilung, zu 20 Minuten. Obwohl es immer noch Zusicherungen von Gaslieferanten zu den bestehenden Preisen gibt, ist nicht klar, ob diese in der aktuellen Situation und zu den gleichen Preisen noch gehalten werden können.

Mehr soll es den Kunden aber nicht kosten. «Wir haben mit anderen Bädern im Thurgau vereinbart, dass wir die Preise erst nächstes Jahr erhöhen», sagt Wolfender. Zudem wird nächstes Jahr in Kreuzlingen ein neues Hallenbad eröffnet, das mit erneuerbarer Energie betrieben wird.

Schließungen kommen

Martin Enz, Geschäftsführer des Verbands der Hallen- und Freibäder, ist sich des Problems bewusst: Viele Bäder in der Schweiz versuchen seit Jahren, den Energieverbrauch zu senken – aber nicht allen ist es gelungen. Deshalb wäre die vom Bundesrat angedrohte Beschränkung von Strom und Gas für die Branche fatal.

Gas bezieht die Schweiz laut Bundesrat vor allem aus Europa, wie Simonetta Somaruga sagt. Die Schweiz verfügt über keine eigenen Gasspeicher. Ob die im Ausland gelagerten Reserven für den Winter ausreichend aufgefüllt werden können, ist ungewiss. Der Energieminister warnt davor, dass es auch zu Stromengpässen kommen kann.

Manche Schwimmbäder würden dann wohl nicht mehr genug Energie bekommen, um ihre Wassertemperatur zu regulieren, sagt der Verbandsvorstand Entz. Dies kann dazu führen, dass die Badezimmer nicht so lange geöffnet sind. Ältere Hallenbäder, die ihre Energieerzeugung noch nicht optimiert haben, müssen möglicherweise sogar schließen.

Als positives Beispiel nennt Enz das von ihm selbst betriebene Bellavita Erlebnisbad und Spa in Pontresina: Das Bad habe Heizung, Badewasser und Saunamanagement effizienter gemacht, Wärmepumpen optimiert, Ölbrenner ausgetauscht, LED Lichter wurden installiert – und mehr. Dadurch wurde der Energiebedarf in den letzten zehn Jahren um etwa 45 Prozent reduziert. 2019 bot der Verband Schwimmbädern an, gemeinsam mit der Bundesregierung den Energieverbrauch zu analysieren (siehe Kasten).