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Kriegstag im Überblick: Angriff auf ukrainisches Bürozentrum tötet 23 – Macron will russisches Gas komplett loswerden

Kriegstag auf einen Blick Angriff auf ukrainisches Bürozentrum mit 23 Toten – Macron will russisches Gas komplett loswerden

14.07.2022, 21:48 Uhr

Russland feuerte Raketen auf die bisher verschonte zentralukrainische Stadt Winnyzja und tötete dabei mehr als zwanzig Menschen in einem Bürozentrum. International wird der Konflikt aber auch auf der Energieebene ausgetragen. Die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 befindet sich nun im vierten Tag ihres Wartungsstillstands. Während Moskau die Wiederaufnahme des Betriebs vom künftigen Verhalten des Westens abhängig gemacht hat, bereitet Frankreichs Präsident Macron sein Land an einem Nationalfeiertag auf einen kompletten Ausstieg aus russischem Gas vor – und auf einen langen Krieg. Der 140. Kriegstag in Kürze.

Vinnytsia ist einem Raketenangriff ausgesetzt

In der Ukraine wurden erneut zahlreiche Zivilisten und Soldaten durch russische Raketenangriffe getötet. Nach Angaben der Behörden wurde ein Bürozentrum im Zentrum der Stadt Winnyzja getroffen. Mindestens 20 Menschen starben und weitere 90 wurden verletzt, berichtete der stellvertretende Leiter des Präsidialamtes Kyrylo Timoschenko. Schon jetzt steht fest: Es gibt sogar 23 Tote. Unter den Toten sollen auch zwei Kinder sein. Laut Moskau haben die jüngsten Luftangriffe die Ukrainer bis zu 1.000 Soldaten und mehr als 100 Militärfahrzeuge und Waffensysteme gekostet. Kiew startete seinerseits erneut vereinzelte Gegenangriffe, um die Gebiete zurückzuerobern.

Selensky spricht von „terroristischem Akt“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte sofort auf den Raketenangriff, der Winnyzja traf: “Was ist das, wenn nicht ein offener Terrorakt?”, schrieb er im Nachrichtendienst Telegram. Russland tötet jeden Tag Zivilisten. “In Menschen. Ein Killerland. Ein terroristischer Staat”, schrieb Selenskyj. Seit dem Einmarsch in die Ukraine hat Russland immer wieder betont, nur militärische Ziele im Nachbarland anzugreifen.

Die ukrainische Armee beschießt Ziele rund um Cherson

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben erneut auf Ziele in der von russischen Truppen besetzten Region Cherson im Süden geschossen. Nach Angaben des Sprechers der Militärverwaltung von Odessa, Sergey Brachuk, wurden zwei Kommandoposten und ein Flughafen in der Stadt Nova Kakhovka angegriffen. Das Südkommando berichtete am Donnerstagabend, dass 13 feindliche Soldaten getötet und mehrere gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden seien. Dies konnte zunächst nicht überprüft werden. Nach russischen Angaben wurden viele der 30 Raketen abgefangen und es gab keine Verletzten. Die Ukraine will auch westliche Waffen einsetzen, um von russischen Truppen besetzte Gebiete zurückzuerobern.

Wird über Nord Stream 1 wieder Gas nach Europa fließen?

Der Krieg, der vielen Soldaten und Zivilisten in der Ukraine das Leben gekostet hat, könnte Europa auch durch strategische Maßnahmen treffen, die das rohstoffreiche Russland offenbar in Bezug auf seine Gaslieferungen erwägt. Obwohl das russische Außenministerium die Wiederaufnahme der Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 in Aussicht gestellt hat, nennt es westliche Sanktionen als mögliches Hindernis. Die Wiederaufnahme der Lieferungen hänge einerseits von der Nachfrage in Europa ab, andererseits aber auch von den “einseitigen” Sanktionen, sagte die Sprecherin des Ministeriums Maria Zakharova in Moskau.

Die laufende Sanitärwartung wird mit den Kunden vereinbart. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis zum 21. Juli abgeschlossen sein. Die Bundesregierung befürchtet, dass Russland die Lieferungen danach nicht wieder aufnehmen kann, was massive Auswirkungen auf die Gasversorgung hätte.

Macron: „Deshalb müssen wir komplett auf russisches Gas verzichten“

Laut Präsident Emmanuel Macron wird Frankreich so schnell wie möglich vollständig auf russisches Erdgas verzichten. In einem Fernsehinterview am Nationalfeiertag sagte Macron, das Land habe bereits neue Bezugsquellen gefunden und fülle seine Vorräte auf. Auch der Verbrauch ging im Vergleich zum Vorjahr „leicht“ zurück. Er bekräftigte Pläne zum Ausbau der Atomkraft – es sei eine “nachhaltige Lösung” für Frankreich und auch für andere Länder.

Macron warf Russland vor, Energie als „Kriegswaffe“ einzusetzen. Russland hat bereits begonnen, die Lieferungen zu drosseln, indem es die Gaspipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten stillgelegt hat. „Das ist eine klare Botschaft: Sie werden Gas als Kriegswaffe einsetzen. Deshalb müssen wir auf russisches Gas verzichten.“ Auch Macron sagte: „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass der Krieg weitergeht.“

Das lettische Parlament hat Gasimporte aus Russland verboten

Das lettische Parlament hat Gasimporte aus Russland verboten. Das Saeima-Parlament verabschiedete gesetzliche Änderungen des Energiegesetzes, die eine Diversifizierung der Erdgasversorgungswege und den Schutz strategischer Erdgasreserven vorsehen. Die Verordnung sieht auch ein Verbot von Erdgaslieferungen aus Russland vor. Anfang April hatte die Regierung des baltischen EU-NATO-Staates beschlossen, die Gasimporte aus dem Nachbarland bis zum 1. Januar 2023 einzustellen. Russland war Lettlands wichtigste Erdgasquelle. Als Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hat der baltische Staat seine Importe aus Russland eingestellt – und bezieht sein Gas nun hauptsächlich aus dem benachbarten Litauen. Auch Lettland plant den Bau eines eigenen LNG-Terminals.

Rheinmetall: Modernisierung der „Marder“-Panzer läuft.

Das Ringtauschsystem spielt eine wichtige Rolle in der westlichen Rüstungsversorgung. Nach Angaben des Rüstungskonzerns Rheinmetall rüstet er derzeit mehr als zwei Dutzend Schützenpanzer Marder auf – allein für einen möglichen Ringtausch zur Unterstützung der Ukraine. 30 Einheiten seien bereits “bearbeitet” worden, um sie für den erwarteten Verkauf vorzubereiten, sagt ein Unternehmenssprecher am Standort Unterlüß in Niedersachsen. Insgesamt rund 100 Stück lassen sich „relativ einfach zubereiten“. Rheinmetall hatte angeboten, Marder zu liefern, die von der Bundeswehr ausgemustert worden waren und aufgearbeitet werden müssten. Eine öffentlich-rechtliche Entscheidung hat die Bundesregierung noch nicht getroffen.

Die Diskussion über die Strafverfolgung beginnt

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich für die Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine einzusetzen. Das Gesetz dürfe keine untergeordnete Rolle spielen, sagte Khan bei der Eröffnung einer internationalen Konferenz zur Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine in Den Haag. “Die Rechten können keine Zuschauer sein. Mehr als 30 Minister und Staatsanwälte aus Europa und anderen westlichen Ländern treffen sich in Den Haag, um gemeinsame Strategien zur Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine zu diskutieren. Die Justiz in der Ukraine untersucht nach eigenen Angaben mehr als 15.000 mutmaßliche Fälle.

Ausschluss aus der Partei: Die Schiedskommission lässt Schröder spinnen

Ein Ergebnis des GSVP-Verfahrens zum Parteiausschluss von Altkanzler Gerhard Schröder wegen seiner Nähe zu Russland steht noch aus. Die dreiköpfige Schlichtungskommission der SPD in der Region Hannover wolle nach der heutigen Anhörung der Beschwerdeführer am Freitag intern beraten, sagte SPD-Regionalgeschäftsführer Christoph Matherne. Eine Entscheidung soll in den nächsten drei Wochen fallen – eine Ankündigung in der ersten Augustwoche gilt als realistisch.

17 Anträge auf ein Parteiverfahren gegen Schröder gingen bei der SPD ein. Der 78-Jährige selbst erschien nicht zu dem zweieinhalbstündigen Prozess im Haus von Kurt Schumacher in Hannover. Er wurde auch nicht anwaltlich vertreten. Sobald eine Entscheidung getroffen wurde, können die Teilnehmer innerhalb von zwei Wochen Widerspruch einlegen. Wie der Vorsitzende des Schiedsgerichts, Heiger Scholz, erläuterte, wurde den Beschwerdeführern in der Anhörung Gelegenheit gegeben, ihre Ansprüche zu begründen. Sie seien dann „intensiv diskutiert“ worden.

Die UNO sieht ermutigende Anzeichen beim Getreideexport

Der mögliche Kompromiss mit Getreidelieferungen aus der Ukraine stieß bei humanitären Organisationen auf positive Resonanz. „Es ist ermutigend, dass die Verhandlungen deutliche Fortschritte machen, denn davon hängt so viel ab“, sagte der Direktor des UN-Welternährungsprogramms Deutschland, Martin Fricke, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bleiben die Seewege blockiert, fällt ein wichtiger Akteur in der Welternährung aus. Im Juni wurden 2,5 Millionen Tonnen Getreide per Fluss und Schiene transportiert. „Das ist eine bemerkenswerte Leistung, aber immer noch nur die Hälfte dessen, was die Ukraine in Friedenszeiten monatlich exportiert. Derzeit warten in der Ukraine 20 Millionen Tonnen Getreide in Silos auf den Export.

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