Aktualisiert8. September 2022, 10:47 Uhr
Schweiz: 3000 Tote mehr als erwartet – Übersterblichkeit ein Rätsel
Seit Wochen sterben in der Schweiz viel mehr Menschen als vom Bundesamt für Statistik prognostiziert – was steckt dahinter?
1/4
In den vergangenen elf Wochen verzeichnete die Schweiz 1700 Todesfälle mehr als erwartet. Bild: Universitätsspital Genf am 31. August.
20 Minuten/Marvin Ancian
Laut dem Epidemiologen Christian Althaus hat es in der jüngeren Geschichte noch nie ein so konstantes Übermaß an Sterblichkeit gegeben.
20 Minuten/Marvin Ancian
Epidemiologen spekulieren, dass das Covid-19-Virus in Kombination mit der Hitzewelle der vergangenen Monate die zusätzlichen Todesfälle verursacht hat.
20 Minuten/Michael Scherer
-
In diesem Jahr starben 3.000 Menschen mehr als erwartet.
-
Eigentlich hatte das Statistische Bundesamt für dieses Jahr ein “Sterbedefizit” angenommen.
-
Epidemiologen rätseln über die genauen Ursachen der Übersterblichkeit.
Seit elf Wochen herrscht in der Schweiz eine Übersterblichkeit. Das geht aus den Todeszahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor. Dies bedeutet, dass jede Woche mehr Menschen sterben, als das BFS aufgrund seiner Prognosen erwartet. Die Gründe für das ungewöhnliche Phänomen sind noch unklar, laut Christian Althaus, Epidemiologe an der Universität Bern, hat es eine solche anhaltende Übersterblichkeit «in der jüngeren Geschichte nicht gegeben».
Die Abweichung der Vorhersagen ist extrem groß
Wie Tamedia-Zeitungen berichten, kam es in den vergangenen Jahren mehrfach zu Übersterblichkeit, etwa im heissen Sommer 2003, während der schweren Grippewelle im Winter 2015 oder in den letzten beiden Pandemie-Wintern.
Im Moment ist die Abweichung von den Prognosen jedoch extrem: 2020 starben bis August 1.500 Menschen mehr als erwartet, 2021 1.300 und bereits in diesem Jahr 3.000 zusätzliche Todesfälle, doppelt so viele.
Teil der Erklärung: Das BFS erwartet für dieses Jahr nach den übermässigen Todesfällen der letzten zwei Jahre ein «Sterbedefizit» und setzt die erwarteten Zahlen deshalb tiefer, weil viele Menschen, die statistisch gesehen bis 2022 leben würden, vorzeitig sterben. Allerdings starben in den drei Sommermonaten noch mehr Menschen als in den Sommermonaten 2021 oder 2020.
Hitzewelle und Covid sind eine tödliche Mischung
Epidemiologe Christian Althaus vermutet, dass der heiße Sommer und Covid die Übersterblichkeit verursacht haben. Laut Tamedia-Zeitungen kann die Kombination beider Faktoren tödlich sein. Studien zeigen, dass eine vorangegangene Covid-Infektion das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht. Daher sind die betroffenen Menschen anfälliger für die Auswirkungen der Hitzewelle.
Epidemiologe Martin Rösli sagt: „Ich halte es für durchaus möglich, dass Ex-Covid-Erkrankte eine schlechtere Hitzetoleranz hatten.“ 1.700 zusätzliche Todesfälle in den letzten elf Wochen seien auf jeden Fall „alarmierend“, zumal es schwer abzuschätzen sei, wie es weitergehen werde die Situation in den kommenden Monaten.
Auf endgültige Gewissheit müssen die Forscher noch lange warten: Das BFS wird die Todesursachenstatistik für 2022 frühestens in anderthalb Jahren veröffentlichen.
Trauern Sie oder jemand, den Sie kennen, trauert?
Angebotene Hand, Anliegen Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, ein Angebot der reformierten und katholischen Kirche
Muslimischer Hirtendienst, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Kinder- und Jugendberatung, Telefon 147
Pro Senectute, Beratung für Senioren in schwierigen Lebenssituationen
Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr
Mit dem täglichen Update bleiben Sie über Ihre Lieblingsthemen informiert und verpassen keine News mehr zum aktuellen Weltgeschehen. Holen Sie sich jeden Tag das Wichtigste kurz und prägnant direkt in Ihr Postfach.
Add Comment