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Auf Instagram und Twitter: WDR 1Live-Sender ergreift Partei für SPD-Spitzenkandidat – Innenpolitik

Am 15. Mai wählt Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland. CDU und SPD stehen in Nordrhein-Westfalen in direkter Konkurrenz. Reicht es Ministerpräsident Hendrik Wust (46) oder wechselt sein Rivale Thomas Kuchati (53) in die Staatskanzlei?

Bei WDR 1Live scheinen die Sympathien relativ eindeutig zu sein – zumindest was das Social-Media-Verhalten angeht …

Anfang dieser Woche gab der SDP-Kandidat Kuchati dem Fernsehbetreiber ein ausführliches Interview. Das hat zum sogenannten „Quote Plate“ für Social Media geführt – so weit, so normal. Laut 1Live wird es ein solches Interview mit dem Ministerpräsidenten der HDZ geben.

Üblicherweise: Nach dem Gespräch wird das sogenannte Angebot erstellt

Kuchati kündigt in einem Format an, dass der öffentliche Nahverkehr für Studenten im Land kostenlos sein soll; der nachfolgende Text fasst weitere Programmpunkte des SPD-Antragstellers zusammen (u. a. Wohnen, Mietobergrenze, Digitalisierung). Auch das ist in dieser Form keine Seltenheit.

Ungewöhnlich ist allerdings das Kommentarverhalten des Publikumsbetreibers: User, die dem Wahlprogramm des Landespolitikers unter dem Instagram-Post zustimmen, wurden immer wieder mit euphorischen Sätzen und Emojis unterstützt.

Ein User, der ankündigte, für Kuchaty stimmen zu wollen, bekam sogar Applaus von Emojis.

Ungewöhnlich: Die Ankündigung, den besten SPD-Kandidaten wählen zu wollen, wurde mit Applaus bedacht

Ein anderer User lobt „wirklich gute Aussichten für NRW“. Kommentar des Absenders: „Auf jeden Fall.“ Ein Emoji für eine Hand wurde veröffentlicht, das Zeigefinger und Daumen zusammenführt – ein Zeichen der Zustimmung.

User schreibt: “Ich finde es toll.” Kommentar des Absenders: “Wir auch.” Und Daumen hoch.

So geht’s …

Der Beitrag eines Nutzers, der schreibt, dass er Hendrik Wust wählen möchte, wird unsichtbar

Die Zitierkachel wurde auch auf Twitter gepostet. Hier passiert etwas Auffälliges: Der Sender versteckt Kommentare, die Kuchati kritisch gegenüberstehen oder ihn nicht wählen wollen. Der Beitrag eines Nutzers, der schreibt, dass er stattdessen Hendrik Wust wählen möchte, wird unsichtbar.

Es ist gängige Praxis, dass Social-Media-Teams beleidigende Kommentare verbergen – aber es ist nicht üblich, dass sie sachliche, kritische Kommentare über einen Politiker vor anderen Benutzern verbergen.

Zwei kritische Kommentare vor 1Live versteckt

„Finanziert aus einem SPD-Wahlkampfbeitrag“, kritisierte der NRW-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer, 44, gegenüber BILD. „Wenn der offizielle 1Live-Account kritische Kommentare und sogar wohlwollende Äußerungen des SPD-Spitzenkandidaten ausblendet, ist von Neutralität keine Spur. Dass der WDR die Werbung der SPD einseitig angepasst hat, muss endlich der Vergangenheit angehören.

Auch Abgeordnete der Grünen und der FDP sind irritiert und beklagen mangelnde Neutralität.

“… dieser Abstand wurde nicht ausreichend eingehalten”

Antwort des WDR auf eine Frage von BILD: „Journalistische Unabhängigkeit und Distanz stehen im Mittelpunkt unserer Berichterstattung. Was die Reaktionen des 1Live-Social-Teams auf die Posts der Benutzer betrifft, denken wir, dass diese Distanz nicht ausreichend eingehalten wurde. Die Redaktion steht bezüglich dieser unangemessenen Kommentare bereits in intensivem Kontakt mit Kollegen. Ministerpräsident Hendrik Wust (CDU) ist am 29.4. Gast bei 1LIVE.“