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“Ich bin kein Maulwurf”: Staatsanwalt Popenwimer verteidigt sich im U-Ausschuss – Wien Aktuell

21.04.2022 19:23 (akt am 21.04.2022 19:27)

Poppenwimmer will kein Maulwurf sein. © APA / HELMUT FORINGER

Die beurlaubte Korruptionsstaatsanwältin Linda Popenwimer wies nicht nur Vorwürfe gegen sie beim ÖVP-U-Ausschuss zurück, sondern erneuerte auch ihre Kritik an der Einrichtung und ihrer Leiterin Ilse-Maria Wrabl-Sanda.

Die zu Ainedter & Ainedter gewechselte Anwältin beklagte zu Beginn ihrer Vernehmung zudem skandalöse Berichte über sich selbst und wollte klarstellen, dass sie kein „Maulwurf“ im WKStA sei.

Zu Beginn ihrer Vernehmung am Donnerstagnachmittag betonte Popenwimer, dass sie sich erst nach Beantragung der Elternzeit für den Einstieg in die Kanzlei Ainedter entschieden habe. Er wies darauf hin, dass sie nicht direkt von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (ICCTA) in die Anwaltschaft gegangen sei, sondern für ein halbes Jahr in die Generalstaatsanwaltschaft berufen worden sei; Dann habe sie auch Urlaub genommen, sagte Popenwimer, die Rechtsanwalt Klaus Einedter als Treuhänder bei sich hatte.

Untersuchungskommission – Der Korruptionsstaatsanwalt will kein “Maulwurf” sein.

Die Staatsanwaltschaft hat sich bereits im Dezember 2021 an die Öffentlichkeit gewandt, nachdem sie im November zur Anwaltskanzlei Ainedter & Ainedter gewechselt war (die öffentliche Aufmerksamkeit erregte). Die Opposition schreibt ihr die Rolle eines “Maulwurfs” in der Korruptionsstaatsanwaltschaft zu. Aus den aufgetauchten Chats ging hervor, dass die Anwältin Insiderinformationen aus den Sitzungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) an ihren Chef, den Chef der Oberstaatsanwaltschaft Fuchs, weitergegeben hatte.

Die Anwältin wies Vorwürfe zurück, sie sei mit Blick auf ihre innenpolitischen Gespräche mit Generalstaatsanwalt Johan Fuchs eine Vertraute gewesen und sagte gegenüber SPÖ-Fraktionschef Krainer ausdrücklich: „Ich bin weder ein Maulwurf, noch ein Spion, noch ein Trojanisches Pferd.“ für WKStA-Veranstaltungen – wie “unerlaubte” Audiomitschnitte beim Eurofighter-Diensttreffen und Leaks – sowie für die ungleiche und intransparente Arbeitsverteilung innerhalb der WKStA und für “mögliche” politische Verbindungen zu Kollegen der Staatsanwaltschaft.

Poppenwimmer bestreitet die Vorwürfe

Sie sagte auch, sie habe “keine Ahnung” vom “Pilnacek-System” oder “schwarzen Netzen” in der Justiz. Sie wolle den “diskreditierenden Vorwürfen” im Unterausschuss entgegentreten. Akten oder Dokumente anderer Personen habe sie nie ohne Erlaubnis eingesehen, alle Informationen stammen – „soweit sie den Medien nicht mehr bekannt war – aus den von mir bearbeiteten Akten oder waren in der WKStA frei verfügbar“. Die WKStA-Dienstkommission habe die Vorwürfe ohne Prüfung akzeptiert, sagte sie.

Ganz offen beantwortete Poppenwimmer Fragen der SPÖ, ob sie am Vorabend ihres Studiums mit Fuchs gesprochen habe. Es handele sich um “gemeinsame Dinge”, die den U-Ausschuss beträfen, sagte sie. Beispielsweise welche Fragen zu Chats und Kontakten gestellt werden können. Aber es gab kein Vorgespräch. Der Rat, den ihr der Fuchs gab: “Sei offen und ehrlich.”

Für die WKStA gibt es keine konkreten Informationen zu abgelaufenen Chats

Angesichts von Chats, dass es Leaks und politische Verbindungen in der WKStA gebe, blieb Poppenwimmer im Unklaren. Es gab verschiedene Gerüchte, die von ihrer Chefin Vrabl-Sanda nicht ernst genommen wurden. Mit solchen Ängsten könnte man auch ins Salzamt gehen. Zum Rücktritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte ihr Chef auch, es fehle jetzt nur noch einer, der bisher nur zurückgetreten sei – und soll sich auf den abgesetzten Justizsektionärschef Christian Pilnacek beziehen.

Zusätzliche Vernehmung von Staatsanwalt Schneider zu Gesprächen

Heute Morgen wurde Staatsanwalt Schneider vernommen, in dem die Opposition eine Vertrauensperson der ÖVP in der Justiz verdächtigt. Ihm wurde vorgeworfen, den USB-Stick mit Kloibmüllers Chats bewusst nicht in die Akte genommen zu haben, um die Produktion zu verlangsamen.

Schneider war unter anderem für die Ermittlung der strafrechtlichen Aspekte der Produktion des Ibiza-Videos bei der Staatsanwaltschaft Wien zuständig. Er sei der Staatsanwalt, “den sich die ÖVP wünscht, wenn es um heikle Verfahren geht”, sagte der SPÖ-Fraktionsvorsitzende Krainer vor der Sitzung. Schneider sagte am Donnerstag, er sei seit Dezember 2021 für die Staatsanwaltschaft St. Pölten tätig gewesen – aus freien Stücken und aus persönlichen Gründen.

Mit den Chats sei er erstmals im Februar oder März 2021 in Kontakt gekommen, sagte Schneider zu Beginn seiner Umfrage. Bei einer von ihm beauftragten Suche nach BAT wurde dann der entsprechende USB-Stick gefunden. Der Zauberstab wurde sofort einem IT-Experten zur Begutachtung übergeben, zu einem Zeitpunkt, als Ex-Stabschef Michael Kloibmüller in dem Fall als Opfer anzusehen war: “Es war ein reiner Opferstock.” Allerdings habe die Begutachtung „länger gedauert, als ich bei der Staatsanwaltschaft Wien war“.

Die Beziehung zu Pilnachek ist “rein offiziell”

Kloibmüller habe er zunächst selbst nicht gekannt – „zu meiner Schande“ – sagte Schneider in der Untersuchungskommission. Dieser rief ihn jedoch an und bat um Akteneinsicht, nachdem er erfahren hatte, dass er Opfer im Verfahren gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) geworden sei.

Was seine Beziehung zum ehemaligen Justizchef Pilnacek betrifft, sagte Schneider, es sei rein geschäftlich, da er sich seit dem Ibiza-Video nur einmal mit Ibiza und während der Ermittlungen nur zweimal mit Generalstaatsanwalt Johan Fuchs getroffen habe. Den Begriff „System Pilnacek“ kannte er nur aus den Medien.

Fuchs und Pilnacek starten nächste Woche

Nach insgesamt neun Stunden ging in dieser Woche der zweite und letzte Tag der U-Komitee-Umfrage zu Ende. Er fährt erneut mit dem Thema des Gerichtsstreits am 3. Mai fort, zu dem Fuchs und Pilnacek geladen sind. Von letzterer gibt es jedoch keine feste Zusage.

Die Bruchstrafe begann gegen Schelling

Der U-Ausschuss leitete auch Repressionen gegen Hans Jörg Schelling ein. Der frühere ÖVP-Finanzminister hatte sich geweigert, im parlamentarischen Untersuchungsausschuss Fragen zu den Ermittlungen des Beinschab zur ÖVP-Werbeaffäre zu beantworten. Der Antrag an das Bundesverwaltungsgericht wurde vom Präsidenten, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), unterzeichnet. Nach Eingang des Antrags muss das Bundesverwaltungsgericht über die Verhängung von Zwangsmaßnahmen gegen Schelling entscheiden.