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Rohölimporte aus Russland: Habecks Versprechen nicht gehalten

Ölimporte aus Deutschland

Was ist mit Habeks Unabhängigkeitsversprechen von Russland passiert?

Stand: 08:09 | Lesezeit: 3 Minuten

Pfiffe und Buhrufe für Robert Habeck auf Schwedisch

Mehrere hundert Bürger und Mitarbeiter der PCK-Raffinerie demonstrierten in Shved für den Erhalt des Geländes. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wurde bei seinem Auftritt lautstark ausgebuht.

Energieminister Robert Habeck hat kürzlich große Ankündigungen gemacht: Deutschland importiert nur noch 12 Prozent seines Rohöls aus Russland. Tatsächlich lag die Rate zuletzt bei fast 28 Prozent – ​​eine riesige Diskrepanz.

Robert Habeck klang Ende April optimistisch: Deutschland sei nun bereit, die Lieferungen von russischem Rohöl zu stoppen, sagte der Bundesminister für Wirtschaft und Energie (Grüne) nach einem Treffen mit seiner polnischen Amtskollegin Anna Moskova in Warschau. „Heute kann ich sagen, dass das Embargo für Deutschland handhabbar geworden ist“, kündigte Habeck an. Denn der Anteil des russischen Öls am gesamten Rohölimport des Landes beträgt nur zwölf Prozent.

Habeck versprach zu viel: Im Mai, dem letzten verfügbaren Zeitraum, machten die russischen Importe 27,8 Prozent aller deutschen Rohölimporte aus. Das teilte das Wirtschaftsministerium auf Anfrage des CDU-Vizevorsitzenden Jens Spahn mit, die WELT AM SONNTAG vorab zugegangen war.

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Allerdings hat Deutschland seinen Anteil an den Importen des Rohstoffs seit März von damals knapp 37 Prozent gesenkt, aber deutlich weniger als Habeck im April angekündigt hatte. Aus Sicht des CDU-Energieexperten Spahn zeigen die jetzt gemeldeten Zahlen, dass die Abhängigkeit von Russland kaum abgenommen hat. “Die von Wirtschaftsminister Habek vor Wochen angekündigte Reduzierung der Erdölabhängigkeit auf zwölf Prozent ist eindeutig eher eine spontane Einschätzung.”

Ministerium: Importeure haben etwas anderes signalisiert

Auf die Frage dieses Redakteurs, wie sich die Diskrepanz zwischen Habeks Zwölf-Prozent-Ankündigung und der tatsächlichen Importquote erklären ließe, antwortete sein Ministerium: Ölimportfirmen hätten damals signalisiert, dass sie Verträge mit Russland vermeiden könnten – also im Falle eines sofortigen Embargos oder eine Unterbrechung der Lieferungen durch Russland hätte es ihm ermöglicht, Öl aus anderen Ländern zu beziehen.

Das Wirtschaftsministerium hatte im April zudem angekündigt, dass Deutschland bis Ende dieses Jahres unabhängig von russischen Ölimporten sein soll. Auf die Frage dieser Zeitung, ob dieses Ziel angesichts der immer noch hohen Importquote ab Mai beibehalten werden könne, sagte das Ministerium: Dieser Plan werde weiter umgesetzt.

Bei der Umsetzung spielt die PCK-Raffinerie in Schwed an der Oder eine zentrale Rolle. Habeck sagte im April, russisches Öl werde derzeit nur an diese Raffinerie in Brandenburg geliefert – und die Regierung suche dringend nach einer Alternative. Das sei eine „Aufgabe für die nächsten Tage“. Schwedt ist durch eine Pipeline mit Russland verbunden und wird von der russischen Firma Rosneft kontrolliert.

Pfiffe und Buhrufe für Robert Habeck auf Schwedisch

Mehrere hundert Bürger und Mitarbeiter der PCK-Raffinerie demonstrierten in Shved für den Erhalt des Geländes. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wurde bei seinem Auftritt lautstark ausgebuht.

Unterdessen herrscht in Shwed Besorgnis über die Schließung der örtlichen Raffinerie und den Verlust von Arbeitsplätzen. Dort demonstrierten am Mittwochabend mehrere hundert Bürger und Raffineriemitarbeiter für den Erhalt des Geländes. Habek erschien dort, um Fragen der Demonstranten zu beantworten, und wurde während seines Auftritts ausgebuht.

Die schwedische Bürgermeisterin Annekatrin Hoppe (SPD) warnte nach der Abendkundgebung vor Arbeitsplatzverlusten in der Region. Im April gab das Wirtschaftsministerium erstmals bekannt, mit Polen alternative Ölimportrouten zu prüfen.

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Bundeswirtschaftsminister

Auch der Koalitionspartner FDP hat die schleppende Ablösung von Russland beim Öl kritisiert. Deren energiepolitischer Sprecher Michael Kruse sagte, der immer noch hohe Anteil russischer Ölimporte sei “absolut unbefriedigend”. „Die Europäische Union hat ein weitreichendes Ölembargo gegen Russland beschlossen, das schnellstmöglich umgesetzt werden muss. Deutschland hat hier eine Vorbildfunktion“, sagte Kruse.

Der Fokus soll nun auf der Beschaffung alternativer Ölquellen für die schwedische Raffinerie liegen. „Diesen Sommer sollten wir nutzen, um unsere Ölimportstruktur dauerhaft unabhängig von Russland zu machen“, sagte Cruz. Ölvorkommen in der Nordsee sind eine mögliche Alternative zum Import von Öl aus anderen Ländern.

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